Ground control to Major Bowie

David BowieZiggy Stardust hat mit seinem Raumschiff mal wieder eine Landung auf der guten, alten Mutter Erde eingelegt. Bei seinem irdischen Ausflug hatte David Bowies Alter Ego nichts besseres zu tun, als wieder ein Album einzuspielen. So knüpft Bowie mit seinem neuen Album „The next day“ in respektabler Manier an alte Pfade an und produziert ein Remake von sich selbst – fast.

Gute 66 Jahre ist Bowie nun alt. Wohl wahr – in dem Alter ist noch lange nicht Schluss. Für den Briten mit dem markanten Blick erst recht nicht. Auch wenn es in den vergangenen Jahren recht still um ihn geworden war. So richtig, wusste man nicht, wohin es ihn verschlagen hatte. Mit welchen Projekten er sich beschäftigte. Aber das gehört schließlich zu einem wahren Popstar, sich auch mal rar zu machen und dann aus der nebulösen Gerüchteküche mit großem „Paauuh“ wieder auf dem Tapet zu stehen.
Was Bowie nun mit „The Next Day“ auf dem Silbertablett serviert, ist zwar nicht die längste Praline der Welt – mit 53 Minuten Spielzeit aber heutzutage schon ein veritabler Longplayer. Für Furore hatte im Januar der vorausgeschickte Appetizer „Where are we now?“ gesorgt. Die Single gehört zu den ruhigeren Tönen und mäandert vor sich hin, streift in Szenen durch West-Berlin. Über allem säuselt Bowie genüsslich vor sich hin, where are we now? Genauso gut hätte er aber auch „Life on mars?“ fragen können. Diese diffusen Ähnlichkeiten zum früheren Werk Bowies sind bezeichnend für das neue Album. Viele der Titel scheinen ihren Bruder im Geiste in Stücken vom Ende der 60er Jahre, Anfang der 70er Jahre zu finden: Space Oddity, Starman, John, I’m only dancing, The Jean Genie, Changes. Alle sind präsent – eine Zeitreise mit einem charmanten Herrn, der die Route vorgibt und schon damals vorgegeben hat. In seiner Entourage hat er wieder verspielte Saxophone, psychotische Synthie-Sounds und die leicht schrägen Hintergrund-Chöre. Alles intelligent arrangiert, ein bisschen opulenter produziert, die Beats energischer – aber im Kern lassen sich die jungen Alter Egos wie Ziggy Stardust, Major Tom oder Aladdin Sane wieder erkennen. Bei allen Reminiszenzen wohnt den Songs aber doch etwas neues inne. Reife und die Gelassenheit, dem Publikum nichts mehr beweisen zu müssen. Das beruhigt vermutlich Bowie selbst und ist dem Album anzuhören. Klingt ganz nach einem Abschied. Wer weiß … Bowie schweigt dazu und streut uns einfach noch etwas Sternenstaub in die Augen. Während wir noch ganz verzückt sind und wie verrückt blinzeln, um die Körnchen loszuwerden, ist er auch schon wieder verschwunden. (jl)

„As long as there’s me, as long there’s you“

60 Infos zu David Bowie – von der BBC zusammengestellt.

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