Wiener Boys räkeln sich im Popbetrieb

Band Bilderbuch

Band Bilderbuch. Foto: Daliah Spiegel

Der Ruf nach Amore von der Wiener Band Wanda ist kaum verstummt, da steht bereits die nächste Pop-Entdeckung aus Österreich in den Startlöchern. Bilderbuch versorgen uns mit fabelhaftem Indie-Electro-Pop und bringen deutschen Textzeilen wieder gekonnt Sexappeal bei, ohne sich dabei allzu ernst zu nehmen.

 

Ein lüsternder Blick, das Goldkettchen um den Hals, wasserstoffblonde Haare und dazu dieses Auto. Ein zitronengelber Lamborghini ist das Lustobjekt von Sänger Maurice Ernst. „La la la lass mich nicht los.. le le le leg dich zu mir…yeah“, säuselt er in den höchsten Tönen und lässt dabei unschuldig den Fahrersitz vor und zurück, vor und zurück fahren. Auch die Fensterscheiben müssen für den subversiven Liebesakt herhalten. Sie gleiten rauf und runter. Wem da nicht warm ums Herz wird, der sollte sich einfach auf den Beat konzentrieren und die 80er-Jahre-Keyboard-Sounds. Das Video zum Titel „Maschin“ verrät eigentlich schon viel über diese neue Band aus Österreich. Nach Wanda, die gerade an der Seite von Kraftklub die deutschen Hallen in Wiener Schmäh einnebeln, füllen nun also Bilderbuch mehr oder weniger freiwillig das Label Austro Pop mit neuen Inhalten.

Bilderbuch mit Bling-Bling

Schick Schock heißt das viel gefeierte Album von Bilderbuch, das deutschsprachigen Indie-Electro-Pop mit der Geste des lüsternden Über-die-Lippen-leckens versieht. Dabei bedienen sie sich der schönsten-klischeehaften Rapper-Posen zwischen schnellen Autos, Bling-Bling und lässigen Pool-Sessions. Klar, dass da auch immer sexy Vibes mitschwingen. Aber stets nur unterschwellig, wie Sänger Maurice betont. So bekommen die breitbeinigen Hiphop-Anleihen in der Adaption von Bilderbuch auch stets einen Prise Trash verliehen, der daran erinnert, die vielen Gesten nicht ganz so ernst zu nehmen.

Das Lustobjekt Lamborghini wird dabei schließlich entzaubert und enttarnt sich als Spielzeug-Auto.  Das Video „Plansch“ zelebriert zwar das Chillen im Pool, erwartet werden heiße Mädels in knappen Bikinis. Doch Bilderbuch warten mit einer Horde Kindern auf, die samt Arschbombe den Pool zum Sprudeln bringen, während Maurice dazwischen auf einer Luftmatratze treibend von Geld im Überfluss haucht: „Wenn du zu viel Geld hast, schmeiss es in den Pool. Wenn du krank bist, spring dann in den Pool. Wenn du Angst vor der Zukunft hast, kauf dir einen Pool“, große Weisheiten und ein wenig Trash. Ob in der Champagner-Dusche, die sich die Band in einer anderen Einstellung gibt, nicht doch eher aus Sprudel ist, wird nicht verraten.

Schicker Schock

Mit ihrem dritten Album konnten sich Bilderbuch nun aus dem engen Wiener Popraum bei einem größeren Publikum Gehör verschaffen. Es unterscheidet sich recht deutlich von seinen Vorgängern Nelken und Schillinge (2009) und Die Pest im Piemont (2011). Die Indie- und Punkrock-Wurzeln wurden mit 80er-Jahre-Synthie-Sounds und den straighten Beats aus dem Hiphop angereichert. Für die Band ist diese Entwicklung auch ein ganz natürlicher Prozess. Für jeden Songs versuchten sie, das Grundgefühl bestmöglich umzusetzen. Und das dabei auch ein gewisses Sexappeal nicht zu kurz kam, verdeutlicht Schick Schock mit spielerischer Leichtigkeit.

Bilderbuch
Interview mit Bilderbuch
Wanda

 

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