Keine Kollaborateure am Werk

Debütalbum von FFS

Debütalbum von FFS

Die neue Band FFS nimmt sich nicht ganz so ernst: Ihr Debütalbum lebt von lyrischem Nonsens und Pop mit Operetten-Note. Dahinter können sich nur zwei Musikgruppen verbergen, die die Zusammenarbeit mit Augenzwinkern angeganen sind.

 

“Collaborations don’t work” (dt. Zusammenarbeiten funktionieren nicht) heißt ein Song auf dem Debütalbum der neuen Supergroup FFS. Knapp sieben Minuten räumt die Band dem Titel ein, um ihre Botschaft klar zu machen. In unschuldigem Sing-Sang werden die Musiker nicht müde zu betonen, dass die vermeintlich produktiven Zusammenarbeiten wirklich nicht funktionieren. Die Konsequenz kann dann natürlich nur lauten: “I’m gonna do it all by myself” (dt. Ich mache es alles selbst.)

Schabernack auf Platte

Für eine handvoll Berufe mag diese Leitlinie hinkommen. Wenn man allerdings sein Geld damit verdient, Mitglied in einer Band zu sein, lässt sich dieses Credo nur schwer durchhalten – vorausgesetzt man will einen einigermaßen klangvollen Song produzieren. Im Besonderen bei den sogenannten Supergroups, in denen sich die Musiker aus bereits etablierten Formationen beziehungsweise schon bekannten Solo-Künstlern speisen. Sollten sich die Musiker, die sich hinter den drei Versalien verstecken, also einfach einen Schabernack mit den Hörern erlaubt haben? Die einfache Antwort: Ja. Denn Franz Ferdinand, die Lieferanten der zwei “F”, und die Sparks, die das “S” beisteuern, haben hörbar Spaß daran, ihr gemeinsames Album als Spielwiese für lyrischen Nonsens und sowas wie rhapsodischen Pop zu nutzen. Dabei hätte man die zwei Bands nicht unbedingt auf demselben Spielplatz erwartet.

Wer sich für avantgardistischen Artrock aus den 70ern und Electro-Pop aus den 80ern Jahren interessiert und in den 90ern heimlich zum Synthie-Beat von “When do I get to sing ‘My Way'” mitgewippt hat, für den werden die Brüder Russell und Ron Mael keine Unbekannten sein. Seit den 70ern haben sie als Band Sparks kontinuirlich Alben produziert. Dabei fand das Duo, das eigentlich aus Los Angeles stammt, in London eine musikalische Heimat. Im Musikgeschäft sind sie also alte Hasen. Eine Kooperation mit den schottischen Indie-Helden von Franz Ferdinand erscheint in ihrer Laufbahn als gelungene Überraschung. Im Interview mit dem Musikexpress plaudern die frisch formierten Musiker entspannt über die Entstehungsgeschichte des Albums.

FFS: Falsett und Indie-Rock

Dass die Sparks und Franz Ferdinand vor allem in Sachen Humor auf derselben Wellenlänge liegen, ist dem Longplayer deutlich anzuhören. Bestes Beispiel ist das eingangs erwähnte Collaborations don’t work. Es ist ein Spiel aus Alex Kapranos (Franz Ferdinand) tiefem Barriton und Maels Falsett-Stimme. Jedem wird gleichberechtigt sein Platz eingeräumt – der Songtitel wird damit konterkariert. Operetten-hafte Passagen wechseln ab mit folkigen/Singer-Songwriter- Einsprenklern und Pop-Melodien. Der Stil des Liedes ist so vielfältig, dass der Vergleich mit Queens Bohemian Rhapsody lockt. Zugleich steht der Song stellvertretend für den Rest der Platte: Die Texte sind stets mit einem Augenzwinkern zu verstehen – es darf auch gern mal leicht dadaistisch zugehen: Bomp bom diddy diddy police encounters. Stets sind dabei die einzelnen Sparks- und Franz Ferdinand-Komponenten klar herauszuhören. Trotzdem klingt es nicht zusammengestückelt, sondern wie ein stimmiges Gesamtwerk. Das ist vor allem dem hervorragenden Gespür beider Bands für das Arrangement zuzuschreiben. Und mit den Schotten von Franz Ferdinand haben die Sparks auch keine Neulinge an der Seite, sondern erfahrene Studio- und Live-Musiker, die inzwischen auch seit mehr als zehn Jahren im Geschäft sind.

Kurzum: Sowohl Sparks- als auch Franz Ferdinand-Fans werden an diesem Album Spaß haben, mindestens genauso viel wie die Musiker beim Schreiben der Platte. Und auch völlig Unvoreingenommene werden von der gelungenen Mischung überrascht sein. Dass das ganze live fast noch besser funktioniert, zeigt das Konzert im Pariser Konzertsaal Bataclan. In Deutschland wird FFS u.a. auf dem Lollapalooza vertreten sein.

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