Popmusik: Who the fuck is Alice?

"Hemmungslos subjektiv" geben die Autoren Antworten auf Fragen wie "Who's bad?" oder "How much is the fish?".

“Hemmungslos subjektiv” geben die Autoren Antworten auf Fragen wie “Who’s bad?” oder “How much is the fish?”. Foto: Jenny Lepies

Die Popmusik steckt voller Unergründlichkeiten. Wo der gemeine Hörer zwar mit einer hübschen Melodie, aber ratlos zurückgelassen wird, wollen Evelyn Peternel und Andreas R. Peternell Antworten liefern. Ihr unterhaltsames Buch „Who the fuck is Alice?“ ergründet die 101 drängendsten Fragen der Popmusik.

 

Warum regnet es immer über mir? Gibt es Leben auf dem Mars? Und: Wie groß ist deine Liebe? Lässt man treibende Bässe und eingängige Hooklines weg, ist die Popmusik ein wahrhaftes Biotop an ungeklärten Fragen. So skandierten die Popjünger zusammen mit der Band Smokie bereits 1972: Who the fuck is Alice? Aber wurden sie je aufgeklärt, wer diese ominöse Nachbarin eigentlich ist – Fehlanzeige.

Wie viele Nächte sich die Autoren Evelyn Peternel und Andreas R. Peternell mit erfolglosem Googeln nach richtigen Antwort auf Fragen wie diese um die Ohren geschlagen haben, ist unbekannt. Daher haben sie es sich kurzerhand selbst zur Aufgabe gemacht, „bessere Antworten zu finden, als die Fragenden es sich hätten träumen lassen“ – und das „hemmungslos subjektiv“. In ihren gedanklichen Galoppschritten und Pirouetten streifen sie die vielfältigsten Themen. Die haben zwar nur noch begrenzt mit Popmusik zu tun, doch den Unterhaltungswert des Buches lässt das nicht einknicken. Peternel & Peternell (weder verwandt noch verheiratet)  vermitteln Info-Häppchen über die Scheidungsrate in Österreich, Unnützes zur Käseexport-Statistik oder Einblicke in die Welt der Ornithologie, ganz ohne zu langweilen. Gerade in diesem freien Assoziieren liegen die Stärken dieses intellektuellen Pop-Pourris.

Ermittlungsakte: Popmusik

Michael Jacksons „Who’s bad?“ (1987) ist beispielsweise der Startpunkt für den Blick auf die „Most Wanted“-Liste des FBI. Doch nach kurzer Prüfung wird umgeschwenkt auf die Arbeit des Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, da dieser sich ausschließlich auf die wirklich bösen Bösewichte fokussiert. Aufgrund der bisherigen zwei Schuldsprüche gegen zwei Männer aus dem Kongo sehen die Autoren darin die definitive Antwort auf die Frage des King of Pop.
Mit ihren Ausführungen auf „Do you have to talk like that?“ (1987) bei der australischen Band The Go-Betweens steigen die beiden Pop-Experten in die Theorien über das Krankheitsbild von Wolfgang Amadeus Mozart ein. Damit kann man vermutlich auf jeder Musikwissenschaftler-Party punkten: Denn Mozarts Schmuddel-Briefchen an seine Cousine sollen ein Indiz für das Tourette-Syndrom gewesen sein.
Der kurze Essay zum Thema Blauflossen-Thunfisch liegt zwar thematisch sehr dicht an Scooters Frage „How much is the fish?“ (1998). Doch gelingt es Peternel & Peternell pointiert gut recherchierte Informationen zur traditionsreichen Versteigerung des ersten Thunfisches des Jahres in Japan aufzubereiten. Der Absatz endet nicht, ohne sich in Douglas Adams-Manier mit einem Augenzwinkern für den Fisch zu bedanken.

Kleine Enzyklopädie der Pop-Wissens-Kultur

Gerade von dem Augenzwinkern zwischen den Zeilen lebt diese kleine Enzyklopädie der Pop-Wissens-Kultur. Die Autoren, die als Journalisten in Österreich arbeiten, bringen ihre Recherche-Arbeit mit einer kreativen Schreibe und dem vielzitierten Blick über den Tellerrand zusammen. Das Ergebnis ist das kurzweilige und amüsante Werk, das wie geschaffen ist für die 15-minütige Bahnfahrt zur Arbeit oder, wenn man im Café auf sein Date wartet. Und ganz nebenbei ist es eine wunderbare Alternative zum Loop-artigen Blick auf das Smartphone.

 

„Who the fuck is Alice?“ von Evelyn Peternel und Andreas R. Peternell, Verlag Rogner & Bernhard, Berlin, 19,95 Euro.

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