Leben mit Pop

Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf

Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf

Die Initialzündung von Popkultur, genauer gesagt Pop Art, ist in Deutschland nicht denkbar ohne die Namen Konrad Lueg, Sigmar Polke und Gerd Richter. Die Ausstellung “Leben mit Pop. Eine Reproduktion des kapitalistischen Realismus” in der Düsseldorfer Kunsthalle zeigt, wie die drei Künstler das amerikanische Phänomen Pop aufgenommen und für ihre Arbeiten umgestaltet haben.

Bei amerikanischer Pop Art denkt man zuerst an Andy Warhol, seine Suppendosen und Marilyn in Seriendruck. Auch Roy Lichtenstein ist durch seine Comic-Gemälde genauso wie Robert Rauschenberg durch seine Bilder und Skulpturen mit dem Begriff verbunden. Objekte aus der schillernden Konsumwelt nehmen, sie verändern und dadurch die Kommerzialisierung selbst aufs Korn nehmen – das war die Devise der Pop Artisten. In den 1950er und 1960er Jahren, zu Zeiten also als die Vielfalt der Produkte gerade wuchs und der Wirtschaftsmotor wie geölt zu laufen begann, in dieser Zeit war das sicher neu und in jedem Falle aufregend. Die jungen Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie Konrad Lueg, Sigmar Polke und Gerd Richter griffen diesen kritischen Zeitgeist auf und übertrugen ihn auf deutsche Verhältnisse. Mit ihnen nahm Pop Art in Deutschland ihren Anfang.

Unter dem Einfluss der Fluxus-Bewegung, gewissermaßen freche, anarchische und “un-künstlerische” Konzept-Kunst, gelang es Lueg, Polke, Richter und Manfred Kuttner im Mai 1963 eine erste Ausstellung mit “Deutscher Pop Art” zu organisieren. Der Ort war so gewöhnlich wie anti-künstlerisch: eine leerstehende Metzgerei in der Düsseldorfer Kaiserstraße 31A. Zu sehen war ein Stuhl mit einem OWO-Paket darauf, erste Fotobilder von Richter und Polkes Objekt “Massenmedien”. In der Presseerklärung zur Ausstellung wurde erstmals der Begriff “kapitalistischer Realismus” verwendet. Erste Medienpräsenz wurde den Künstlern damit zuteil.

Über ihre weiteren Stationen begleitet die Ausstellung in der Düsseldorfer Kunsthalle die Entwicklung der Truppe. Im Gedächtnis blieb vor allem die Aktion der Drei im Möbelhaus Berges am 11. Oktober 1963. Ein einfaches Möbelhaus wurde dabei zum Schauplatz ihrer Aktion, ja Inszenierung “Leben mit Pop – Eine Demonstration für den kapitalistischen Realismus”. Ein Wartezimmer, in dem die Besucher nach und nach per Nummer aufgerufen wurden, war nur der Auftakt. Im “Ausstellungsraum” saßen die Künstler auf Podesten in Sesseln oder auf dem Sofa und sahen die Tagesschau mit einem Bericht über den Bundeskanzler Adenauer, der am selben Tag zurückgetreten war. Die Konsumkritik wird mit dem Ort Kaufhaus gewissermaßen direkt an den Schauplatz des Geschehens gebracht.

Die Düsseldorfer Ausstellung führt weiter über die Ausstellung “Neue Realisten” in der Galerie Parnass im November 1964, die Schau “Pop? Kapitalistischer Realismus?” von Polke und Richter im März 1966 in der Galerie h in Hannover bis hin zu der Gruppierung 1964 um den Galeristen René Block, die als die Kapitalistischen Realisten in Berlin bezeichnet wurden.
Die Ausstellung “Leben mit Pop. Eine Reproduktion des kapitalistischen Realimus” ist noch bis zum 29. September in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. (jl)

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