Kasabian-Konzert: Stadionrock mit Disco-Groove

Beim legendären Glastonbury-Festival hatte Kasabian im Sommer ein Konzert erster Güte vor 100.000 Menschen gegeben. Der Gig im E-Werk in Köln ist mit rund 2.000 Fans dagegen eigentlich ein intimes Wohnzimmer-Konzert – wären nicht Lasershow, Disco-Groove und gekonntes Rockstar-Posing.

Warum die Rampensäue von Kasabian, Tom Meighan und Sergio Pizzorno, bei ihrem Konzert in Köln am 29. Oktober vom Palladium in das nur halb so große E-Werk verlegt wurden, darüber kann nur spekuliert werden. Hatte man zu große Ängste vor der Heimsuchung durch Vlad The Impaler? Befürchtete man ob des Albumtitels 48:13 auch nur eine Setlist von 48 Minuten und 13 Sekunden? Oder sollte Kasabian außerhalb der britischen Insel kein Selbstläufer mehr sein? Die begeisterten Anhänger hätten letzteres sicher verneint, denn die Band lieferte ihr Musterstück an Indie-Electro-Rock und psychedelischem Retro der 60er/70er-Jahre mit selbstgefälliger Rockstar-Attitüde ab.

Kasabian: Feiner Zwirn fürs Konzert

Den Appetizer tischen jedoch die Jungs von Pulled Apart by Horses (PABH) auf. Kasabians Landsmänner entpuppen sich mit ihrem mitreißenden, dreckig, röhrenden Hardcore als passende Einstimmung. Die Kombo aus Leeds hat gerade mit ihrem dritten Studioalbum Blood die Brit-Charts geentert und begleitet Kasabian nun durch Deutschland und Italien. Dass sich PBAH dabei noch das ein oder andere abschauen können, zeigt sich in den kommenden anderthalb Stunden.

Kasabian-Sänger Meighan trägt zum Konzert-Abend feinen bordeaux-farbenen Zwirn und trashige Sonnenbrille. Während sich Gitarrist Pizzorno für das weiße „Ooze-“Shirt und den wippenden Fuchsschwanz am Hinterteil als kleidsame Accessoires entscheidet. Keine Frage – hier sind schräge Entertainer am Werk. Kopfnicker-Posen mit verschränkten Armen vor der Brust und wilden Anfeuer-Gesten inklusive. Dass Chris Edwards (Bassist) und Ian Matthews (Drummer) ebenfalls zur festen Besetzung gehören, kann da leicht untergehen. Doch die Harmonie in der Band stimmt – der Auftakt mit bumblebee wird dadurch zum Stadionrock mit Disco-Flair. Die Menge verwandelt sich in springende Flummis. Die Songs der Setlist hüpfen ähnlich agil durch die Diskographie von Kasabian.

Assoziationen mit ekstatischem Rave

Mit den Kasabian-Hits Shoot the Runner, Underdog, Club Foot und Empire fehlen in der Konzert-Playlist vor allem nicht die Weg-bereitenden Singles der ersten drei Studioalben. Eine opulente Lasershow tut ihr Übriges – Assoziationen mit einem ekstatischen Rave sind hier wohl beabsichtigt. Der Trompeter Gary Alesbrook unterstreicht die Hooklines. Bei bow und Neon Noon hat der Vocalist Meighan schließlich eine kurze Verschnaufpause. Schummriges Licht taucht die Bühne in Violett, bevor es mit Re-Wired und Fire nochmal in die Gelenke geht. Der Groove dominiert. Für eine Zugabe muss das Publikum auch nicht lange skandieren. Mit dem monumentalen Song stevie und einem kurzen Intro von Fat Boy Slims Praise you gibt es schließlich noch Vlad The Impaler und L.S.F. (Lost Souls Forever) zu hören. Eine wahrhaftige Show geht damit zu Ende.

Pulled Apart by Horses
Kasabian


Setlist:
(shiva)
bumblebeee
Shoot the Runner
Underdog
Where Did All the Love Go?
Days Are Forgotten
clouds
eez-eh
Processed Beats
bow
Neon Noon
Club Foot
Re‐Wired
treat
Empire
Fire
Encore:
stevie
Vlad the Impaler
Praise You + L.S.F. (Lost Souls Forever)

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