Anathema: Konzert in der DVD-Abteilung

Zwischen DVD-Boxen: Die Band Anathema spielt Acoustic-Konzert in einem Multimedia-Handel in Köln.

Zwischen DVD-Boxen: Die Band Anathema spielt Acoustic-Gig in einem Multimedia-Handel in Köln.

Keine düstere Kneipe und keinen schummrigen Club hatte sich die britische Band Anathema für ihren Acoustic-Gig in Köln ausgesucht. Vielmehr wählten die Prog Rocker die Saturn-Filiale am Kölner Hansaring, um Songs ihres neuen Albums Distant Satellites vorzustellen.

Mit halber Mannschaft, aber bestimmt nicht mit halbiertem Elan enterten Danny Cavanagh, sein Bruder Vincent und Lee Douglas die Bühne in der DVD-Abteilung. Zwischen den neuen Staffeln Dexter und alten Sitcoms spielten sie acht Titel aus ihrem gothisch angehauchten Repertoire. Dass zwischen der wenig sphärischen Auslage des Multimedia-Handels trotzdem Gänsehaut-Stimmung aufkommen konnte, dafür sorgte die emotionale Performance der drei Musiker.

Nötiger Funken Melancholie beim Pop-Konzert

Während Danny und Vicent mit ihren Gitarren Lead und Rhythmus beisteuerten, gab Sängerin Lee den Lyrics so manches Mal den nötigen Funken Melancholie, der die Musik von Anathema auszeichnet. Was auf den Studio-Alben nach großem Orchester mit Gothic-Einflüssen klingt, gelang dem Trio in diese unplugged-Variante zu transportieren. Das Ergebnis war ein rund 45-minütiges Set, das die Fans eintauchen ließ in eine Welt voller pathetischer Sehnsucht. Dort treffen sie vermutlich auf musikalische Leidensgenossen wie Opeth oder vielleicht Porcupine Tree.

Tristesse mit Humor

Um die Transzendenz in Parallel-Universen perfekt zu machen, blendet die Monitorwand im Hintergrund weite, einsame Landschaften ein. Wenn Dramatik aufkommt, sind es künstlerisch wertvolle urbane Eindrücke. Bei aller ausgiebiger Tristesse kommen jedoch kleine Lacher zwischen den Songs nicht zu kurz. Danny, der bei einem Art Garfunkel-Lookalike-Contest sicher unter den ersten Drei landen würden, und Vincent, der seinen Lockenkopf unter einer dunklen Wollmütze versteckt, scherzen mit den Besuchern. Das sichtlich gut gelaunte Brüderpaar läuft schließlich beim letzten Song „Distant Satellite“ zu Hochform ein. Mit rhythmischen Schlägen auf die Akustik-Gitarre entsteht ein treibender Beat, der sich zusammen mit dem apokalyptischen Gesang von Vincent vermutlich wirklich bis zu weit entfernten Satelliten fortträgt. Zuletzt ist dann doch vergessen, dass diese weit entfernten Raumgleiter ihre Signale zurück. Dadurch scheint dann doch irgendwie stimmig, dass sich Anathema den kleinen Saturn in Köln für ihren Live-Gig ausgesucht hat.
(Text: Jenny Lepies)

 

Setlist:
Beatles Intro
The Lost Song Pt. 2
Untouchable Pt. 1
Untouchable Pt. 2
The Lost Song Pt. 3
Thin Air
A Natural Disaster
Distant Satellites

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